(Teil 1) Information, Datenlage und Beleg

Information, Datenlage und Beleg

Und schließlich kann eine Beleg-Liste dem Analysten wertvolle Hinweise darüber liefern, wie groß die Schnittmenge zwischen seinen Informationen und seiner Fragestellung bzw. seiner Hypothese tatsächlich ist. Dieses Wissen ist essenziell, um beurteilen zu können, welche Schlüsse (und damit welche Schlussarten) auf Grundlage vorhandener Belege ableitbar sind.

Abgesehen von dem bereits Skizzierten bietet das Anlegen einer Beleg-Liste aber noch weitere Vorteile. Zunächst erlaubt das Abstützen einer Analyse auf eine Beleg-Liste, dass auch im Nachhinein nachvollzogen werden kann, auf Grundlage welcher Belege der Analyst zu welchen Schlüssen gelangt ist. Damit kann eine entsprechende Liste dabei helfen, Fehler schnell und transparent aufzuarbeiten. Sie kann damit ein Mittel für Qualitätskontrollen durch die jeweilige Institution sein, ohne Opfer eines Rückschaufehlers[6]  zu werden. Auf der anderen Seite können auf diese Weise auch besonders gute Analysen mit zutreffenden Schlüssen identifiziert und für Ausbildungszwecke weiterverwendet werden.[7] Sie kann aber auch ein Werkzeug für den Analysten sein, um für sich selbst eigene Schlüsse im Nachhinein hinsichtlich ihrer Qualität zu überprüfen. Wiederrum ohne hierbei Opfer eines Rückschaufehlers zu werden. Auf diese Weise kann sich der Analyst einen institutionellen Rahmen für regelmäßiges Feedback schaffen, um sein eigenes Urteil über die Zeit zu verbessern.

Ebenfalls vorteilhaft wirkt sich eine Beleg-Liste dann aus, wenn eine Analyse im Team durchgeführt wird. Wenn ein Team von Analysten als Arbeits- und Diskussionsgrundlage gemeinsam eine einheitliche Beleg-Liste nutzt, kann von einem einigermaßen einheitlichen Wissensstand ausgegangen werden. Viele Unstimmigkeiten zwischen Analysten gehen nämlich nicht auf unterschiedliche Urteile zurück, sondern auf unterschiedliche Wissensstände. Das kann nicht nur gruppendynamisch schwierig werden, sondern auch Biases[8] verstärken. Insbesondere dann, wenn Einzelpersonen oder Gruppen an den Punkt gelangen, an dem das (unbewusste) Verteidigen ihres Standpunktes zum dominierenden Interesse wird.[9]

Und schließlich sollte in einer Beleg-Liste für jeden einzelnen Beleg auch dessen Qualität bewertet werden. Beispielsweise indem sowohl die Quelle der Information auch als die Information selbst bewertet werden.[10]

Zusammengefasst stellt im Verständnis dieses Beitrags also die Datenlage die Gesamtheit aller dem Analysten zur Verfügung stehenden Informationen dar. Ein Beleg ist diejenige Information, die eine Schnittmenge zur zu bearbeitenden Fragestellung aufweist. Aus dieser Schnittmenge ergibt sich auch die Relevanz einer Information. Um diesen Relevanz-Maßstab anzusetzen, bedarf es einer eindeutigen Identifikation und Definition der Teilelemente von Fragestellung und Belegen. Angelegt an die Datenlage kann das Ergebnis eine Beleg-Liste sein, auf der für Fragestellungen beziehungsweise Hypothesen gezielt Belege zusammengetragen werden.

Exkurs: Die Beleg-Liste – ein Beispiel

Und schließlich kann eine Beleg-Liste dem Analysten wertvolle Hinweise darüber liefern, wie groß die Schnittmenge zwischen seinen Informationen und seiner Fragestellung bzw. seiner Hypothese tatsächlich ist. Dieses Wissen ist essenziell, um beurteilen zu können, welche Schlüsse (und damit welche Schlussarten) auf Grundlage vorhandener Belege ableitbar sind.

Abgesehen von dem bereits Skizzierten bietet das Anlegen einer Beleg-Liste aber noch weitere Vorteile. Zunächst erlaubt das Abstützen einer Analyse auf eine Beleg-Liste, dass auch im Nachhinein nachvollzogen werden kann, auf Grundlage welcher Belege der Analyst zu welchen Schlüssen gelangt ist. Damit kann eine entsprechende Liste dabei helfen, Fehler schnell und transparent aufzuarbeiten. Sie kann damit ein Mittel für Qualitätskontrollen durch die jeweilige Institution sein, ohne Opfer eines Rückschaufehlers[6]  zu werden. Auf der anderen Seite können auf diese Weise auch besonders gute Analysen mit zutreffenden Schlüssen identifiziert und für Ausbildungszwecke weiterverwendet werden.7] Sie kann aber auch ein Werkzeug für den Analysten sein, um für sich selbst eigene Schlüsse im Nachhinein hinsichtlich ihrer Qualität zu überprüfen. Wiederrum ohne hierbei Opfer eines Rückschaufehlers zu werden. Auf diese Weise kann sich der Analyst einen institutionellen Rahmen für regelmäßiges Feedback schaffen, um sein eigenes Urteil über die Zeit zu verbessern.

Ebenfalls vorteilhaft wirkt sich eine Beleg-Liste dann aus, wenn eine Analyse im Team durchgeführt wird. Wenn ein Team von Analysten als Arbeits- und Diskussionsgrundlage gemeinsam eine einheitliche Beleg-Liste nutzt, kann von einem einigermaßen einheitlichen Wissensstand ausgegangen werden. Viele Unstimmigkeiten zwischen Analysten gehen nämlich nicht auf unterschiedliche Urteile zurück, sondern auf unterschiedliche Wissensstände. Das kann nicht nur gruppendynamisch schwierig werden, sondern auch Biases[8] verstärken. Insbesondere dann, wenn Einzelpersonen oder Gruppen an den Punkt gelangen, an dem das (unbewusste) Verteidigen ihres Standpunktes zum dominierenden Interesse wird.[9]

Und schließlich sollte in einer Beleg-Liste für jeden einzelnen Beleg auch dessen Qualität bewertet werden. Beispielsweise indem sowohl die Quelle der Information auch als die Information selbst bewertet werden.[10]

Zusammengefasst stellt im Verständnis dieses Beitrags also die Datenlage die Gesamtheit aller dem Analysten zur Verfügung stehenden Informationen dar. Ein Beleg ist diejenige Information, die eine Schnittmenge zur zu bearbeitenden Fragestellung aufweist. Aus dieser Schnittmenge ergibt sich auch die Relevanz einer Information. Um diesen Relevanz-Maßstab anzusetzen, bedarf es einer eindeutigen Identifikation und Definition der Teilelemente von Fragestellung und Belegen. Angelegt an die Datenlage kann das Ergebnis eine Beleg-Liste sein, auf der für Fragestellungen beziehungsweise Hypothesen gezielt Belege zusammengetragen werden.

Weiterlesen: Logische Schlussverfahren

[1] Duden: Definition Objekt: „Gegenstand, auf den das Interesse, das Denken, das Handeln gerichtet ist.“ Siehe Definition „Objekt“ des Dudens, online: https://www.duden.de/rechtschreibung/Objekt, [Zugriff: 27.02.2020].

[2] NORTH ATLANTIC TREATY ORGANIZATION: AJP 6,  ALLIED JOINT DOCTRINE FOR COMMUNICATION AND INFORMATION SYSTEMS, Edition A, Version 1, 2017, S. 1-2, online: https://assets.publishing.service.gov.uk/government/uploads/system/uploads/attachment_data/file/602827/doctrine_nato_cis_ajp_6.pdf, [Zugriff: 23.02.2020], original: „Information is knowledge concerning objects (e.g., facts, events, things, processes or ideas, and concepts) that, within a certain context, have a particular meaning.“

[3] Relevanz wird hier als Unterscheidungsmerkmal zwischen Informationen verstanden und sollte nicht verwechselt werden mit der Relevanz die ein Intelligence-Produkt für seine Adressaten entfaltet. Zum zweitgenannten Verständnis von Relevanz siehe beispielhaft: Voskian, Walter / Pherson, Randolph: Analytic Production Guide – For Managers of Intelligence and Business Analysts, Pherson Associates LLC, Reston: 2016, S. 15 ff.

[4] Der Begriff Evidence wird häufig als „Beweis“ übersetzt. Diese Übersetzung verkürzt aus meiner Sicht jedoch die tatsächliche Reichweite des Evidence-Begriffes.

[5] Fußnote in der Onlineversion gestrichen

[6] Claiming the key items of information, events, drivers, forces, or factors that actually shaped a future outcome could have been easily identified, vgl. Glossary of Cognitive Biases and Inappropriately-Used Heuristics, © 2017 Globalytica, LLC.

[7] Hier muss ergänzt werden, dass für die Nutzung einer vollständigen Analyse für Qualitätssicherungs- oder Fortbildungsmaßnahmen zusätzlich die Anwendung von Strukturierten Analysetechniken innerhalb dieser Analyse erforderlich sein kann, da ansonsten nur ein Teil der kognitiven Arbeit des / der Analysten post mortem nachvollzogen werden kann.

[8] „Kognitive Biases sind unbewusste Fehler des Denkens, die durch unsere vereinfachenden Informationsverarbeitungs-strategien verursacht werden. Sie hindern den Analysten an einem zutreffenden Verstehen der Realität; und das selbst dann, wenn alle notwendigen Informationen vorhanden sind, die für ein zutreffendes Verständnis nötig wären.“ Diese Definition ist eine Mischform der Definitionen und Ausführungen von Richards Heuer und Randolph Pherson. Vgl.  Heuer, Jr., Richards J.: Psychology of Intelligence Analysis, Center for the Study of Intelligence, 1999, S. 111: „Cognitive biases are mental errors, caused by our simplified information processing strategies.“. und Glossary of Cognitive Biases and Inappropriately-Used Heuristics, © 2017 Globalytica, LLC: „They prevent an analyst from accurately understanding reality even when all the needed data and Beleg that would form an accurate view is in hand.“.

[9] Ein Bias der hier typischerweise virulent werden könnte, ist der Confirmation Bias. Dieser beschreibt die Tendenz, nur nach Informationen zu suchen beziehungsweise nur Informationen wahrzunehmen, die die eigene Hypothese, den eigenen Schluss oder das eigene Urteil bestätigen. Vgl. Pherson, Randolph H.: Handbook of Analytic Tools & Techniques, 5th ed., Pherson Associates, LLC: 2018, S. 18.

[10] Hierzu existieren zahlreiche Einteilungen, die in der Regel von der eigenen Organisation vorgegeben sind. Eine mögliche Variante ist die Prüfung des Belegs entlang jeweils dreier Kriterien für Quelle und Beleg.

Zur Quelle: (1) Glaubwürdigkeit (Reliability) – Bewertung über die Zeit und bei schriftlichen Produkten ggf. durch Angaben des Autors selbst (wahrscheinlich, vielleicht…) Kann nur bei Quellenpflege aufgebaut / beurteilt werden. (2) Verhältnis (Proximity) – zwischen Quelle und Information. (Teilnehmer von Konferenzen etc.) Je weniger Stationen zwischen Ereignis und schriftlicher Fixierung oder mündlicher Weitergabe desto besser. (3) Eignung (Appropriatness) – nicht jede Person ist gleich geeignet / qualifiziert, sich zu bestimmten Sachverhalten zu äußern.   

Zur Information: (1) Plausibilität (Plausibility) – Ist die Information auf jeden Fall wahr oder nur unter bestimmten Voraussetzungen? Mit dieser Frage muss der Auswertende kreativ („Idea Generation“) umgehen. (2) Erwartbarkeit (Expectability) ist eine weitere Kategorie, die über die Zeitachse hinweg beurteilt werden muss und bestimmtes Fachwissen beim Auswertenden voraussetzt. (3) Querabgleich / Rückhalt (Support) ist der Abgleich vorhandener Informationen / Belege durch ähnliche Informationen / Belege aus anderen Quellen. Vgl. hierzu: Krizan, Lisa.: Intelligence Essentials for Everyone, Joint Military Intelligence College, Occasional Paper Number Six, Washington DC: 1999, S. 26 ff.

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